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Botanische Gärten auf der ganzen Welt erkennen in zunehmendem Maße ihre Verantwortung für die Erhaltung der Vielfalt der Pflanzenwelt und unternehmen Schritte, um dieser gerecht zu werden (Wiegand-Nehab 1980, Ebel & Rauschert 1982, Akeroyd & Wise Jackson 1995, Rauer et al. 2000, Ebel 2002, Burkart et al. 2005, Burkart & von den Driesch 2006, Ditsch & Ditsch 2006, Gorbunov et al. 2008, Hohn 2008, Li & Pritchard 2009, Sharrock et al. 2010).
Die im Verband organisierten Botanischen Gärten Deutschlands sind auf diesem Feld besonders aktiv. Sie sind maßgeblich an einer Reihe von Projekten beteiligt, zum Beispiel dem Netzwerk zum Schutz gefährdeter Wildpflanzen in besonderer Verantwortung Deutschlands (WIPs-De) und dem übertragbaren Managementkonzept für Arnica montana (Botanischer Garten Marburg).
Dieses Engagement wird mittlerweile auch in Kreisen des Naturschutzes und der Politik wahrgenommen. Es ist Bestandteil entsprechender Strategien und Konzepte geworden, sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene ( Nationale Strategie PDF) Auch die Globale Strategie zur Erhaltung der Pflanzen (GSPC, PDF) geht maßgeblich auf eine Initiative aus dem Kreis international agierender Botanischer Gärten zurück.
In einigen anderen Teilen der Welt wurde bereits früher und entschlossener mit solchen Aktivitäten begonnen, etwa in den extrem endemitenreichen Regionen Südafrika und Australien oder in den USA. Dort ist ein Artenpool ganz anderer Größenordnung als in Mitteleuropa vom Aussterben bedroht. Der Wissens- und Erfahrungsaustausch über die Aktivitäten in diesen Regionen, von denen wir in Europa sehr profitieren könnten, ist unbefriedigend. Immerhin sind wesentliche Resultate gedruckt zugänglich (z.B. Falk & Holsinger 1991, Alley & Affolter 2004, Cochrane 2004, Guerrant et al. 2004, Valee et al. 2004).
Eine alternative Methode der Ex-situ-Erhaltung besteht in der Langzeitlagerung keimfähiger Samen, die ebenfalls in einigen Botanischen Gärten betrieben wird. Näheres dazu für heimische Arten finden Sie auf der Webseite der Genbank für Wildpflanzen für Ernährung und Landwirtschaft (WEL). Ein weltweit herausragendes Beispiel für diese Erhaltungsmethode ist die Millenium Seedbank im englischen Wakehurst, die von den Londoner Kew Gardens, einem der größten Botanischen Gärten der Welt, betrieben wird.
Mit der Globalen Strategie zur Erhaltung der Pflanzen, einem international verbindlichen Dokument im Rahmen der Biodiversitäts-Konvention (CBD, Convention on Biological Diversity), hat sich Deutschland ebenso wie fast alle anderen Staaten der Welt verpflichtet, für die Erhaltung wildlebender Pflanzen Sorge zu tragen und 16 konkret formulierte Ziele zu erreichen. Eines dieser Ziele ist, 75 % der gefährdeten heimischen Pflanzenarten bis zum Jahr 2020 in allgemein zugänglichen Einrichtungen in Ex-situ-Erhaltungsmaßnahmen aufzunehmen und 20 % für Wiederherstellungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen (Ziel 8). Auf der GSPC-Webseite finden Sie dazu in englischer Sprache umfangreiche Erläuterungen.