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Hier finden Sie Erhaltungskulturen von mehr als 600 Arten in über 3.000 Akzessionen. Zu den 113 fett gedruckten Arten informieren wir ausführlich über Biologie, Kulturansprüche, haltende Gärten/Einrichtungen und Wiederansiedlungen.


Marsilea quadrifolia
(Kleefarn)

Pflanzenfamilie: Marsileaceae (Kleefarngewächse)

Biologie

ArtMarsilea quadrifolia
VerbreitungArealanteil Deutschland weniger als 10% (Vorposten) (floraweb.de 2011); erreicht im Oberrheingebiet die Nordgrenze seiner Verbreitung in Europa, die deutschen Vorkommen sind wahrscheinlich durch Anpflanzung entstanden, in Rheinland-Pfalz ist nur ein einziger Fundort im Oberrheinischen Tiefland bekannt, der wüchsige Bestand geht jedoch vermutlich auch auf eine künstliche Ansiedlung zurück (FFH-Steckbriefe Rheinland-Pfalz 2010)
Verbreitungskartein Deutschland: Nationaler Bericht - Bewertung der FFH-Arten, Stand 2007
Höhenverbreitungnur in der Ebene (Hegi 1984)
Natürlicher Standortnährstoffarme Gewässer (Hauptvorkommen) (floraweb.de 2011); auf offenen, nassen, zeitweise überschwemmten, nährstoffreich-humosen (z.T. kalkarmen) sandig-tonigen Schlammböden, wärmeliebend (Oberdorfer 1990); geeignete Wasser- und Schlammflächen liegen an lichtreichen offenen Stellen in Lehmgruben oder im schlammigen Uferbereich zeitweilig trockenfallender Weiher oder Tümpel und an Altwassern, besiedelt mäßig nährstoffreiche, sowohl basenarme als auch basenreiche, sandig-lehmige bis tonige Böden, früher wurde Marsilea quadrifolia auch auf nassen Schweineweiden gefunden (FFH-Steckbriefe Rheinland-Pfalz 2010); Pseudogley unter dem Einfluß von Stauwasser und periodischen Überschwemmungen, eher mesotroph, mäßig saure Bodenreaktion (Seidenstücker o.J. 2010)
Mykorrhizierungvesikuläre Mykorrhiza (Radhika & Rodrigues 2007); Mykorrhiza-Status aquatischer Farne stark von Substrat abhängig (mycorrhizas.info 2012)
Beschreibung der Pflanze5-10 (im Wasser bis 50) cm, durch seine 4-teilige, kleeblattartige, kahle Spreite unverwechselbar, mit weit kriechendem Rhizom, Sporokarpien rund bis bohnenfg, zu 2, kurz gestielt, am Grunde des Blattstiels abzweigend (nur nach Trockenfallen des Lebensraumes ausgebildet) (floraweb.de 2011)
LebensformHydrophyt, sommergrün (floraweb.de 2011)
Lebensdauerausdauernd (plurienn-pollakanth) (biolflor.de 2011)
SamenbankSporokarp langlebig (Johnson 1986); Sporen behalten Keimfähigkeit für lange Zeit, gelangen sie ins Wasser, platzen sie bei Verletzung/Verwitterung der Schale rasch (Hegi 1984), Prothallienbildung und Befruchtung vollziehen sich im Verlauf einiger Stunden bis weniger Tage (Willmanns, zit. nach Hegi 1984); Sporokarpien können 30 Jahre lebensfähig bleiben (Bloom 1953, zit. nach Seidenstücker o.J.), aber >100 Jahre altes Herbarmaterial keimte nicht (Seidenstücker o.J.)
BlütezeitSeptember-Oktober (biolflor.de 2011); Juni-September (BG Bonn: W. Lobin) (gemeint ist hier die Zeit der Sporenbildung)
Bestäubung durchkeine Angabe
Kompatibilitätmehr oder weniger selbstinkompatibel (Selbstbefruchtung wird meistens verhindert) (biolflor.de 2011); intergametophytische Selbstbefruchtung nachgewiesen (Seidenstücker o.J.)
Blütenbiologiebeide Geschlechter auf verschiedenen Pflanzen (diözisch) (biolflor.de 2011)
Ploidiepalaeopolyploid (Chromosomengrundzahl >10), 2n=140, 32, 40, 100 (biolflor.de 2011)
FruchtSporenkapseln (BG Bonn: W. Lobin)
SamenreifeSporenreife: September bis Oktober (Hegi 1984)
Samengrößemakroskopisch (Johnson 1986)
Samengewichtkeine Angabe
SamenmorphologieSpore (biolflor.de 2011)
SamenausbreitungSumpf-und Wasservögel (Hegi 1984); hauptsächlich durch Wasservögel, die die Sporokarpien an den Beinen haftend mit sich tragen (FFH-Steckbriefe Rheinland-Pfalz 2010); auch im Verdauungstrakt von Wasservögeln (Holderegger & Schneller 1994, zit. nach Seidenstücker o.J.)
Reproduktiongenerativ und vegetativ, vegetative Vermehrung über Ausläufer (biolflor.de 2011); im Wasser vorzugsweise vegetativ (Sculthorpe 1967, zit. Nach Barrat-Segretain 1996); vermehrt sich vegetativ durch bewurzelte Triebe, die sich nach Ablösung von der Mutterpflanze zu eigenständigen Pflanzen entwickeln, Sporokarpien, die Sporenbehälter der Wasserfarne, werden nur bei Trockenfallen der Wuchsorte gebildet, die Sporen können Jahrzehnte im Boden überdauern (FFH-Steckbriefe Rheinland-Pfalz 2010)
GefährdungWasserbauliche Maßnahmen und die Aufgabe alter Nutzungsformen haben in der Vergangenheit viele Lebensräume zerstört, Beschattung infolge Sukzession und eine Nährstoffanreicherung der Gewässer, beispielsweise durch Intensivnutzung der angrenzenden Flächen sind die Hauptgefährdungsursachen, auf Konkurrenz durch andere Pflanzen und größere Schwankungen des Wasserspiegels reagiert er empfindlich, steigt der Wasserspiegel, sterben die alten Blätter ab, da die Blattstiele nicht zu einem Streckungswachstum fähig sind, und die Pflanze ist zur Bildung neuer Blätter gezwungen, bei schnellem Wasseranstieg kann die ganze Pflanze absterben (FFH-Steckbriefe Rheinland-Pfalz 2010)
Rote Liste Deutschlandgilt in Deutschland seit 1964 als ausgestorben, wird aber häufig kultiviert (FFH-Steckbriefe Rheinland-Pfalz 2010); nach Seidenstücker (o.J.) gibt es Gründe anzunehmen, dass 2 aktuelle Populationen in der Oberrheinebene spontan sind (Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg), andere hingegen angesalbt
GefährdungsursachenEutrophierung von Gewässern, Biologische Risikofaktoren (floraweb.de 2011)
PflegemaßnahmenBei bestehenden Vorkommen ist darauf zu achten, dass keine Beschattung erfolgt, konkurrierende Pflanzenarten müssen zurückgedrängt werden, in der Oberrheinischen Tiefebene sollten unbeschattete Gewässer und Gewässerabschnitte, die keinen häufigen Schwankungen des Wasserstandes unterliegen und potenzielle Lebensräume sind, gesichert werden, an alten Fundstellen kann versucht werden, einen möglichen Sporenvorrat im Boden zu aktivieren, die Art ist möglicherweise auf gelegentliche, aber keinesfalls intensive Störungen durch den Menschen angewiesen, da auf diese Weise unbewachsene Schlammflächen als Lebensräume offengehalten werden (FFH-Steckbriefe Rheinland-Pfalz 2010)
Schutzstatusstreng geschützt, FFH: Anhang II, IV (floraweb.de 2011)
VerantwortlichkeitDeutschland hat mittlere Verantwortlichkeit (Welk 2002, floraweb.de 2011)
SonstigesMarsilea ist die einzige Farngattung, bei der die Blätter Schlafbewegungen ausführen, tagsüber liegen die Fiederabschnitte der Blattspreite in einer Ebene, abends und nachts hängen sie herab (FFH-Steckbriefe Rheinland-Pfalz 2010); Link zu exzellenten Fotos

 

Kulturansprüche

Art Marsilea quadrifolia
Kultur Leicht
Wasserbedarf hoch: Sumpfpflanze (Jelitto 1990); feuchter bis nasser Boden (PFAF 2012); wächst an schlammigen Ufern von stehenden, nährstoffreichen Gewässern (BG Bonn: A. Krämer); feucht (BG Karlsruhe: J. Daumann)
Nässeempfindlichkeit Wassertiefe bis 10 cm (Jelitto 1990); verträgt Überflutung (BG Bonn: A. Krämer); unempfindlich (BG Karlsruhe: J. Daumann); Wassertiefe bis 50 cm (floraweb.de 2012)
Dürreempfindlichkeit wenn die Pflanzen auf Trockene geraten, beginnen sie zu sporulieren, gerät Pflanze wieder unter Wasser, öffnen sich die Sporenkapseln (Jelitto 1990); sehr hoch (BG Bonn: A. Krämer); empfindlich (BG Karlsruhe: J. Daumann)
pH-Spezifik im schwach saurem Wasser (Brickell 2000, Cheers 2003, Angaben jeweils nur zur Gattung); neutral bis leicht sauer (BG Karlsruhe: J. Daumann)
Substratspezifik lehmiger Boden in untergetauchten Körben (Brickell 2000, Angaben nur zur Gattung); lehmiger Boden (PFAF 2012); offene Schlammflächen (BG Bonn: A. Krämer); Landerde, gedeiht aber auch in TKS (BG Karlsruhe: J. Daumann)
Nährstoffbedarf unter Glas im fruchbaren Boden (Brickell 2000, Cheers 2003, Angaben jeweils nur zur Gattung); hoch (BG Bonn: A. Krämer); gering (BG Karlsruhe: J. Daumann)
Nährstoffempfindlichkeitempfindlich gegenüber hoher Düngung (BG Karlsruhe: J. Daumann)
Temperaturansprüche frosthart bis -15°C (Brickell 2000, PFAF 2012); unter Glas im Wasser bei 20° - 26°C (Brickell 2000, Angaben nur zur Gattung); hoch (BG Bonn: A. Krämer); Winterhärte kann je nach Klima ein Problem sein (BG Karlsruhe: J. Daumann)
Lichtbedarf sonniger Standort (Cheers 2003, Angaben nur zur Gattung); hoch (BG Bonn: A. Krämer); sonnig bis halbschattig (BG Karlsruhe: J. Daumann)
Schädlingsprobleme keine (Brickell 2000, Angaben nur zur Gattung); Blattläuse bei Überwinterung im Gewächshaus (BG Karlsruhe: J. Daumann)
Vermehrung durch Rhizome in Abschnitte zerteilen und in flachem Wasser im Substrat befestigen (Brickell 2000, Angaben nur zur Gattung); Teilung der Rhizome (Cheers 2003, Angaben nur zur Gattung); dünne, behaarte Rhizome (BG Bonn: A. Krämer); Teilung (BG Karlsruhe: J. Daumann)
Keimungsansprüche zeigt unter Laborbedingungen maximale Keimhäufigkeiten sowie Gametophytenbildung in einem Bereich zwischen pH 5 und 7, der Inhalt des Sporokarps kann den pH-Wert der Umgebung verändern und so das Keimmilieu optimieren, ´Keimruhe´ kann durch Einwirkung hoher Temperaturen gebrochen werden, die Dauer des Temperatureinflusses verkürzt sich, wenn das Material später im Jahr gesammelt worden ist, Indizien weisen darauf hin, daß die Keimruhe an einen prozentualen Wassergehalt des Sporokarpienmaterials gekoppelt ist, ´Keimung´ nicht nur im Dunkeln, optimale Entwicklung bei 20°-25°C, Entwicklung des Gametophyten wird durch Temperaturen >30°C und unter 15°C verlangsamt und Wachstum der Sporophyten gestört (Seidenstücker o.J.)
Keimungszeit keine Angabe
Hybridisiert mit keine Angabe
Kritische Lebensphasen keine Angabe
Sonstiges im Garten darauf achten, dass er nicht von anderer Schlammflora überwachsen wird, einziger Farn mit Schlafbewegungen, die Jugend-, Unterwasser-, Schwimm- und Landblätter sehen sehr ähnlich aus (BG Bonn: A. Krämer); leicht auf Beeten zu kultivieren, ist winterhart in der Rheinebene, bricht oberflächlich leicht aus, deshalb empfiehlt sich eine Abgrenzung, zum Beispiel eine ca. 25 cm tief eingerabene Teichfolie, unbedrängt von größeren Pflanzen vermehrt er sich sehr gut, bei begrenzter Fläche kann eine Verjüngung nach mehreren Jahren sinnvoll sein (BG Karlsruhe: J. Daumann)

 

Haltende Gärten / Einrichtungen

Botanische Gärten Bonn
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
DE-0-UNKAR-03121 2 2007 Baden-Württemberg, bei Offenburg

 

Botanischer Garten der TU Darmstadt
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
DE-O-UNKAR-03121 1 2009 Baden-Württemberg, Karlsruhe

 

Botanischer Garten der Universität Potsdam
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
DE-1-UNKAR-2011-4988 1 2012 Baden-Württemberg, Oberrheinebene nördlich Offenburg
Bemerkung: ex BG Karlsruhe, Naturentnahme 2003

 

Botanischer Garten des Karlsruher Instituts für Technologie
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
DE-0-UNKAR-2012-14 1 2003 Baden-Württemberg, Offenburg Baden-Württemberg, Rheinstetten

 

Botanischer Garten der Universität Marburg
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
DE-1-MB-2012/0056 1 2009 Baden-Württemberg

 

 

Wiederansiedlung

Im BG Karlsruhe wurde aus der Oberrheinaue bei Rheinstetten (Karlsruhe, Baden-Württemberg) stammendes Material vermehrt und in der Region wieder ausgewildert. Der Ansiedlungsbiotop wird durch Schweinebeweidung gepflegt (Radkowitsch 2010). Das Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern, Altenbergrain 21, 3013 Bern (verantw. Daniel M. Moser) führte 1998 ein Projekt zur Wiederansiedlung von Marsilea quadrifolia im Seeland (Schweiz) durch (S. Brunzel).