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Hier finden Sie Erhaltungskulturen von mehr als 600 Arten in über 3.000 Akzessionen. Zu den 113 fett gedruckten Arten informieren wir ausführlich über Biologie, Kulturansprüche, haltende Gärten/Einrichtungen und Wiederansiedlungen.


Myosotis rehsteineri
(Bodensee-Vergissmeinnicht)

Pflanzenfamilie: Boraginaceae (Raublattgewächse)

Biologie

ArtMyosotis rehsteineri
Verbreitungmitteleuropäisch-endemisch, Arealanteil Deutschlands 33-75% (Arealzentrum) (floraweb.de 2011); Endemit der präalpinen Seen nordwestlich und südlich der Alpen, aktuell vor allem am Bodensee und Hochrhein sowie am Starnberger See, am Genfer See und weitgehend auch südlich der Alpen erloschen (Von Brackel 2010, Sebald et al.)
Verbreitungskartein Deutschland: Nationaler Bericht - Bewertung der FFH-Arten, Stand 2007
HöhenverbreitungHügelland (Oberdorfer 1990)
Natürlicher Standortnährstoffarme Gewässer (Hauptvorkommen) (floraweb.de 2011); auf offenen, ± nährstoffarmen, kalkhaltigen, tonigen Sand- und Kiesböden (Oberdorfer 1990); im Sommer 2-6 Monate überflutet (Dienst & Strang 1999, Peintinger 2007); 5-21 Wochen überflutet (Lang 1967)
Mykorrhizierungkeine Angabe
Beschreibung der Pflanze2-10 cm hohe, dichte Rasen von bis zu 30 cm Durchmesser bildend, Stg aufsteigend, kahl od. vorwärts gerichtet behaart, mit 1-3 Blättern, Blütenstände unbeblättert, mit 5-20 Blüten, 5-12 mm Durchmesser, Kelch zur Fruchtzeit 3-5 mm lang (Sebald et al.); Blüten himmelblau, Pollenkörner 7,5-8.6 mm lg, Fruchtkelch auf ca 1/3 eingeschnitten, angedrückt behaart (floraweb.de 2011)
LebensformHydrophyt, Hemikryptophyt, überwinternd grün (floraweb.de 2011)
Lebensdauerausdauernd (plurienn-pollakanth) (biolflor.de 2011)
SamenbankSamen vermutlich nicht langlebig, es gibt dennoch Vermutungen über eine Wiederetablierung aus Samen (Von Brackel 2010)
BlütezeitApril-Mai (biolflor.de 2011, Sebald et al.); im April, selten auch im Herbst nach Fallen des Wasserspiegels (Zehm et al. 2008
Bestäubung durchInsekten, selbst (biolflor.de 2011)
Kompatibilitätvermutlich selbstkompatibel (Arbeitsgruppe Bodenseeufer: M. Peintinger)
Blütenbiologiehermaphroditisch, homogam (biolflor.de 2011)
Ploidiediploid, 2n = 22 (biolflor.de 2011)
FruchtBruchfrucht (biolflor.de 2011)
SamenreifeApril bis Mai (Arbeitsgruppe Bodenseeufer: M. Peintinger)
Samengröße1,5 mm lang (biolflor.de 2011); bis 1,8 mm lang (Sebald et al.)
Samengewichtkeine Angabe
Samenmorphologienicht heteromorph, Teilfrucht (Klause) (biolflor.de 2011)
SamenausbreitungVerschleppung durch Wasservögel und den Menschen (Brackel 2007)
Reproduktiongenerativ und vegetativ, vegetative Vermehrung über Ausläufer (biolflor.de 2011, Sebald et al.); Samen reifen nur bei spät einsetzendem Hochwasser aus, sonst nur vegetative Reproduktion (Van Brackel 2010)
Gefährdunggefährdet (Gygax et al. 2011)
Rote Liste Deutschland1 (vom Aussterben bedroht) (floraweb.de 2011)
GefährdungsursachenGewässerverschmutzung, Eutrophierung von Gewässern (floraweb.de 2011); Uferbebauung, Eutrophierung und Trittbelastung (Sebald et al.); Konkurrenz durch Süß- und Sauergräser, die durch Anlandung organischer Materialien gefördert wird (Dienst & Strang 1999); BAdebetrieb, Wellenschlag von Motorbooten, lang anhaltende hohe Wasserstände (Von Brackel 2010)
Pflegemaßnahmenkontinuierliche Beseitigung der Treibholzanlagerungen und sich ansiedelnden Weiden (Salix), Ableitung nährstoffhaltiger Sickerwässer, Rückentwicklung verbauter Uferbereiche (Von Brackel 2010)
Schutzstatusstreng geschützt, FFH: Anhang II, IV (floraweb.de 2011)
VerantwortlichkeitDeutschland hat besonders hohe Verantwortlichkeit (floraweb.de 2011)
Sonstigeseine Modellrechnung zeigt, dass deutliche Reaktionen der Populationen auf Klimaänderungen zu erwarten sind, die möglicherweise mit höherem Aussterberisiko einhergehen (Winkler et al. 2011)

 

Kulturansprüche

Art Myosotis rehsteineri
Kultur aufwändig
Wasserbedarf feuchter bis nasser Boden (Jelitto 1990, Köhlein 1994); Kultur geht auch ohne sommerliche Überflutung, im Winter ohnehin eher trocken halten (BG Konstanz: G. Schmitz)
Nässeempfindlichkeit am Naturstandort im Sommer 5-21 Wochen überflutet, also unempfindlich (Lang 1967); im Winter eher trocken halten (BG Konstanz: G. Schmitz); in der Natur sind Überflutungen von mehr als 5 Monaten schädlich (Von Brackel 2010)
Dürreempfindlichkeit im Winter im Topf dürreempfindlich (BG Konstanz: G. Schmitz); in der Natur gegen Sommertrockenheit empfindlich (Von Brackel 2010)
pH-Spezifik basenreich (BG München-Nymphenburg: A. Gröger & H.-J. Götzke)
Substratspezifik Sand mit moorig-humoser Erde (Jelitto 1990, Köhlein 1994); gedämpfter Kompost mit Sandzusatz (BG Konstanz: G. Schmitz); kiesiger Sand (BG München-Nymphenburg: A. Gröger & H.-J. Götzke)
Nährstoffbedarf keine Angabe
Nährstoffempfindlichkeitkeine Angabe
Temperaturansprüche am besten Überwinterung im Kalthaus (Jelitto 1990); bei zu großer Wärme im Glashaus Pilzbefall (BG München-Nymphenburg: A. Gröger & H.-J. Götzke)
Lichtbedarf volle Sonne (Jelitto 1990, Köhlein 1994)
Schädlingsprobleme Falscher und Echter Mehltau und Schneckenfraß (Brickell 2000, Angaben nur zur Gattung); manchmal Mäuse im Winter, kein Schneckenproblem (BG Konstanz: G. Schmitz); Pilzbefall (mehltauartig) bei zu großer Wärme im Glashaus (BG München-Nymphenburg: A. Gröger & H.-J. Götzke)
Vermehrung durch Teilung günstiger als Aussaat, da nur wenig davon ansetzt (Jelitto 1990, Köhlein 1994); Aussaat im Herbst (Cheers 2003, Angaben nur zur Gattung)
Keimungsansprüche keine Angabe
Keimungszeit keine Angabe
Hybridisiert mit keine Angabe
Kritische Lebensphasen Pflanzen sind kurzlebig (einige Jahre) (BG München-Nymphenburg: A. Gröger & H.-J. Götzke)
Sonstiges man muss sehr hinterher sein (BG München-Nymphenburg: A. Gröger & H.-J. Götzke)

 

Haltende Gärten / Einrichtungen

Botanischer Garten Frankfurt am Main
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
XX-0-FRT-2008/63 2 2008 Bayern, Wasserburg

 

Botanischer Garten der Universität Konstanz
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
k.A. 1 2004 Baden-Württemberg, Bodensee-Untersee
k.A. 1 2004 Baden-Württemberg, Bodensee-Obersee Bei Friedrichshafen 2008
k.A. 1 2004 Baden-Württemberg, Bodensee-Obersee
k.A. 1 2004 Baden-Württemberg, Bodensee-Obersee
k.A. 1 2004 Bayern, Starnberger See

 

Botanischer Garten der Universität Regensburg
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
k.A. 1 2006 Bayern, Rosenheim, Wasserburg

 

Botanischer Garten München-Nymphenburg
IPEN Level Zugang Herkunft Wiederans. Web
CH-0-M-2009/2503 (ex BG St. Gallen) 1 2009 Schweiz, Bodenseeufer bei St. Gallen (Steinach?)

 

 

Wiederansiedlung

Die Wiederansiedlung am bayerischen Bodenseeufer aus autochthonem Material des BG Regensburg 2007 verlief nicht sehr erfolgreich. „Sehr gut verliefen die ersten Schritte, die aus der Gewinnung von Samenmaterial aus dem Boden am Seeufer, der Nachzucht im Botanischen Garten und der Ausbringung bestanden. Im ersten Jahr nach der Ausbringung (2008) waren alle 20 Stöcke von Myosotis rehsteineri angewachsen und blühten teils reichlich ... 2010 waren dagegen von den 20 Stöcken nur noch zwei vorhanden, die aber reichlich blühten und fruchteten.“ Ursache des geringen Erfolgs war möglicherweise fehlendes Hangsickerwasser (von Brackel 2010). Die Art wurde ferner 2008 am Bodenseeufer bei Friedrichshafen (Baden-Württemberg) aus autochthonem Material der Erhaltungskulturen des BG Konstanz wieder angesiedelt (G. Schmitz).

 

 

Zusatzinformationen

Steckbrief Myosotis rehsteineri